Was eine LEICA so besonders macht

Nach dem LEICA Erlebnistag stand bei mir eine Entscheidung an: kaufen oder nicht kaufen? Warum stellt sich die Frage überhaupt. Rein rational betrachtet, spricht fast alles gegen eine LEICA SL2-S:

  • Sie ist mit 6.590 Euro (UVP) inkl. 24-70mm Objektiv sehr teuer.
  • Sie wiegt fast das doppelt als meine Olympus, mit vergleichbarem Objektiv.
  • Sie hat deutlich weniger Funktionen, weniger fotografische Möglichkeiten.
  • Sie hat einen schlechteren Autofokus
  • Sie hat kein klappbares Display
  • Das Zubehör ist sehr teuer. Alleine ein Ersatzakku kostet schon 145 Euro.
  • Beim Zukauf von weiteren Objektiven wird es nochmal teurer und deutlich schwerer als meine jetzige Ausrüstung.
  • Die Mitbewerber bieten eine Bildqualität, die teilweise zumindest nicht schlechter ist – zum geringeren Preis.

Betrachte ich alles rein rational, d.h. nach Preis-/Leistungsverhältnis, würde die Entscheidung niemals zugunsten einer LEICA-Kamera ausfallen. Man kauft eine LEICA nicht wegen dem Funktionsumfang. Man kauft sie, weil man das Gefühl hat, etwas Besonderes zu kaufen.

Aber was ist das Besondere an einer LEICA?

  • Mit dem Markennamen verbindet man Qualität, Hochwertigkeit, Beständigkeit, Geschichte, Legenden, ikonische Fotos die berühmt geworden sind.
  • Die Produkte sind sehr hochwertig verarbeitet. „Made in Germany“ – aber nicht alles wird in Deutschland gefertigt! Die SL2-S wird zwar in Wetzlar zusammengebaut. Viele Teile werden aber zugeliefert.
  • Hält man eine LEICA in der Hand, spürt man die Hochwertigkeit. Es fühlt sich gut an. Man nimmt die Kamera einfach gern in die Hand. Und das ist ganz entscheidend.
  • Der reduzierte Funktionsumfang hat nicht nur Nachteile. Man könnte sagen, LEICA versucht die Funktionen auf das Wesentliche zu reduzieren. Das resultiert in einem klaren Design mit einfacher Bedienung und Handhabbarkeit.

Ich hatte die SL2-S schon im Online-Einkaufskorb, habe es aber wieder storniert. Irgendwie bringe ich es doch noch nicht fertig, so viel Geld für eine Kamera auszugeben, da bei mir noch zu viel Rationalität bei der Entscheidung reinspielt.

Wenn ich schon so viel Geld ausgebe, möchte ich mich auf die Kamera freuen und mir sicher sein, dass es eine gute Investition ist. Und da bin ich mir noch nicht sicher.

Die Marke mit dem roten Punkt geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Doch ist es mehr das Haben-Wollen-Gefühl und weniger das wirkliche Brauchen. Fotografie ist mein Hobby, ich verdiene kein Geld damit. Muss man immer das Beste vom Besten haben für ein geliebtes Hobby? Ich meine nein. Aber wenn man lange Freude an einer Investition hat, ist sie auch ihr Geld wert.

Es ist besser in schöne Erlebnisse (Urlaub, Veranstaltungen, Ausgehen, etc.) zu investieren als in Dinge (Autos, Computer, etc.). Wenn jedoch der Gebrauch einer Kamera immer wieder ein Erlebnis ist, weil man sich daran erfreut, wie schön sie sich anfühlt, das schöne Auslösegeräusch und natürlich die tollen Fotos, die man damit macht – dann ist auch dies eine sinnvolle Investition, da sie das Leben bereichert.

Ich befürchte halt, dass aufgrund der Größe und des Gewichts der LEICA SL2-S diese öfter zu Hause bleibt, als dass sie genutzt wird. Was nützt die schönste Kamera, wenn man sie nicht dabei hat?

Vollformat vs. Micro Four Thirds

Mit der Entscheidung für die LEICA SL2-S wäre auch eine Vergrößerung des Aufnahmesensors (der digitale Film) verbunden. Der Sensor meiner Kamera ist ein sogenannter Micro-Four-Thirds-Sensor der deutlich kleiner (17,3 x 13 mm) ist als der Vollformatsensor der SL2-S.

Vollformat entspricht der Größe eines klassischen Kleinbildfilms (36 x 24 mm).

Die Vorteile des Vollformats (VF):

  • Geringeres Rauschen
  • Höhere Auflösung
  • Bessere Bildqualität
  • Schöneres Bokeh, da geringere Tiefenschärfe – höheres Freistellungspotential von Objekten im Schärfebereich

Die Vorteile des Micro Four Thirds Formats (MFT):

  • Günstiger in der Anschaffung
  • Deutlich kompaktere Maße für Kameras und Objektive und damit geringeres Gewicht der Ausrüstung
  • Höhere Tiefenschärfe hat den Vorteil, dass man mit relativ kleinerer Blendenzahl einen größeren Bereich scharf bekommt als beim Vollformat

Fazit

Bei der Wahl einer Kamera fällt auch die Entscheidung welche Sensorgröße es sein soll. Hier gibt es kein besser oder schlechter. Die Wahl hängt sehr stark davon ab, was man für Fotos machen möchte und was einem wichtig ist. Wer gerne eine kompakte und leichte Ausrüstung hat, wird mit dem MFT-System glücklicher als mit einem VF-System. Wer jedoch kompromisslos auf Bildqualität setzt, wird eher eine Kamera mit Vollformatsensor wählen.

Aber sind die Unterschiede in der Bildqualität wirklich so groß?

Das hängt davon ab, welche Szenen man hauptsächlich fotografiert. Wer viel in Umgebungen mit wenig Licht fotografiert, ist mit einem VF-Sensor besser bedient als mit einem MFT-Sensor. Auch haben die VF-Sensoren oftmals eine höhere Auflösung, sodass in besserer Qualität großformatige Ausdrucke gemacht werden können und man Fotos besser beschneiden kann.

Es wurden hier schon einige Tests in der Wahrnehmung vorgenommen. Die qualitativen Unterschiede sind nicht so krass, dass man sie immer sieht. Viel wichtiger finde ich, ob einem der „Look“ einer Kamera gefällt. Da hat jede Kamera ihre eigene Charakteristik was Farben und Kontrast anbelangt.

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